Kellergasse Maulavern in Zellerndorf, © Weinviertel Tourismus / Robert Herbst
Kellergasse Diepolz, © Weinviertel Tourismus / Wurnig
Kellergasse Galgenberg (Wildendürnbach), © Niederösterreich Werbung / Michael Liebert

Kulturelle Bedeutung der Kellergassen

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Kellergassen als zentraler Aspekt für Gesellschaft & Kultur

Die Kellergassen waren nicht nur Arbeitsstätten. Durch die arbeitsbedingten Zusammenkünfte und die zumeist vom Ort abgelegene Lage entwickelte sich um sie auch ein reiches kulturelles Brauchtum.

Vor allem für die männliche Ortsbevölkerung waren die Kellergassen auch ein Begegnungszentrum. Frauen traf man nur zur Zeit der Weinlese bei den Pressarbeiten oder bei familiären Festen an. Man sprach von den „Köllamaunan“ - den Kellermännern -, wenn sich die Männer des Ortes in oder vor den Presshäusern und in den Kellern trafen, um Neuigkeiten auszutauschen, zu politisieren oder Geschäfte zu machen. Diese Treffen wurden landläufig auch „Köllastund“ genannt wobei sie fast immer weit länger als eine Stunde dauerten. Dabei wurde nicht selten viel getrunken, denn der Wein des jeweiligen Hausherrn wollte verkostet werden. Zur Ausstattung im Keller für diese „Köllastunden“ gehörte auch das „Quarglkastl“, ein Fach – zumeist in der Weinpresse – wo Käse und Weingläser aufbewahrt wurden. Der Käse und das mitgebrachte Brot dienten als kleine Jause.

Köllazeger und Schlüssel

Der Wein wurde prinzipiell im Weinkeller in der Kellergasse, aber nicht zuhause gelagert, was dazu führte, dass sich die Kellermänner öfter - auch täglich - mit dem „Köllazeger“, einem röhrenförmigen Gefäß aus Leder oder Stroh zum Transport von Weinflaschen, in die am Dorfrand oder außerhalb gelegene Kellergasse begaben, um den Wein zu holen. Kellerbesitzer war derjenige, der auch den Kellerschlüssel besaß. Die Übergabe des Schlüssels an einen Nachkommen, meistens den ältesten Sohn, hatte hohe gesellschaftliche Bedeutung.

Brauchtum in der Kellergasse

Neben „Köllamaunan“ und „Köllastund“ wurde in der Kellergasse auch anderes Brauchtum gelebt. Etwa der Martiniheurige, das Verkosten des neuen Weines (Jungwein) im November oder das „Greangehen“, ins Grüne Gehen, zu Ostern, welches sich vom biblischen „nach Emmaus gehen“ ableitet. Nach einem Bedeutungsverlust der Kellergassen in den 1970er und 1980er Jahren erfreuen sie sich dank einer zunehmenden touristischen Aufwertung und durch zahlreiche Kellergassenfeste und Events immer mehr einer großen Beliebtheit. Die Kellergassen sind heute zum Erholungs- und Erlebnisort geworden – bei gleichzeitigem Bemühen der Wahrung ihrer kulturhistorischen Bedeutung.

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